Das Grüne Rauschen

Das Grüne Rauschen

Durch die mystischen Wälder im Nationalpark Šumava

Ich lausche angestrengt, wende den Kopf und lausche erneut. Nein, da ist wirklich nichts. Nicht ein einziges Geräusch, das mit Zivilisation in Verbindung gebracht werden könnte. Nur dieses fast monumentale Rauschen ist zu hören. Der Wind, der aus allen Richtungen zu kommen scheint, verfängt sich in den hohen Bäumen und fordert sie zu einem lasziven Tanz. Das Auge sucht Halt in einem Meer aus Grün, dessen Schattierungen sich mit dem wechselnden Licht immer wieder verändern. Ein Gefühl der Abgeschiedenheit stellt sich ein, das fast ein wenig beängstigend ist.

Kaum zu glauben, dass ich mir nur vier Tage zuvor im Passauer Hauptbahnhof meinen Weg durch Massen von Fahrradtouristen bahnen musste. Durch einen infernalischen Straßenverkehr und vorbei an zahlreichen Flusskreuzfahrtschiffen, die, einer Invasionsflotte gleich, auf ihren Einsatz warteten, suchte ich den Einstieg in den wohl am meisten befahrenen Fernradweg Europas, den Donau-Radweg. Meine Absicht war es jedoch nicht, den längsten Strom Europas auf seinem Weg in Richtung Wien, Bratislava oder Budapest zu begleiten. Ich wollte das für den Radwanderer hierzulande noch weitgehend Unbekannte entdecken. Mein Ziel war der Nationalpark Sumava im tschechischen Böhmerwald.

Weg aus der Zivilisation

Zunächst ist es unvermeidbar, sich der Kolonne der Donau-Radler anzuschließen, die den Radweg zwischen der vielbefahrenen Bundesstraße und dem Fluss entlangbalancieren. Bereits nach fünfzehn Kilometern zweigt die Route in Obernzell auf den wenig befahrenen Donau-Wald-Radweg ab. Der empfängt den bislang körperlich wenig beanspruchten Radler ohne jede Schonfrist mit der achtprozentigen Steigung einer ehemals königlich bayerischen Zahnradbahn-Trasse. Quasi als Gegenleistung bietet er allerdings kühlenden Schatten und endlich auch ein wenig Ruhe. Die nun folgenden, knapp siebzig Kilometer bis zur tschechischen Grenze sind mit ihrem kräftezehrenden Auf und Ab in landschaftlich ausgesprochen reizvoller Landschaft die ideale Vorbereitung auf das eigentliche Zielgebiet. Hinter Untergriesbach nimmt die Siedlungsdichte rapide ab. Die Ortsnamen vieler Weiler enden auf „öd“, ein Hinweis auf die hier häufig anzutreffende Siedlungsform, der Streusiedlung, die zumeist aus einzeln stehenden Gehöften, Mühlen oder Gasthäusern entstanden sind. Die Menschen in dieser Region, die „Waidler“ begegnen Touristen allerdings nicht, wie häufig kolportiert wird, hinterwäldlerisch verstockt, sondern sie zeigen sich ausgesprochen offen, freundlich und hilfsbereit.

Hinter Breitenberg wachsen am Horizont Berge aus der Landschaft, deren kahle Gipfel vor etwa zwei Jahrzehnten der Borkenkäfer verunstaltet hat. Der Entschluss, die Natur hier sich selbst zu überlassen, zeigt bereits sichtbare Erfolge. Der Wald kehrt langsam an das Dreiländereck zwischen Dreisesselberg und Plöckenstein zurück. Dem Ewigkeitspfad folgend, windet sich die Route nun entlang der dicht bewaldeten Hänge des Grenzgebirges bis nach Frauenberg. Ein beherzter Spurt über die Staatstraße und schon findet man sich auf dem nur sanft ansteigenden Adalbert-Stifter-Weg wieder. Auf dieser ehemaligen Bahntrasse rollt es sich kräfteschonend bis nach Haidmühle, dem Grenzort zur Tschechischen Republik und dem eigentlichen Startpunkt meiner Sumava-Tour. Hier in unmittelbarer Grenznähe fallen die zahlreichen aufgegebenen Gasthöfe und Wirtshäuser ins Auge. Die Gastronomie hierzulande war der billigen Konkurrenz jenseits der Grenze einfach nicht gewachsen. Mittlerweile ziehen auch im Böhmerwald die Preise an, und die verbliebenen bayerischen Betriebe haben wieder eine reale Chance.

Knapp zwei Kilometer hinter Haidmühle ist die Grenze, die einst durch unüberwindbare, elektrisch geladene Zäune und hohe Beobachtungstürme gesichert war, nur noch an dem kleinen Metallschild mit der Aufschrift „Ceska Republika“ zu erkennen. Gleich nach der winzigen Brücke, die nur Fußgänger und Radfahrer passieren dürfen, liegt der tschechische Grenzort Nuove Udoli. Das frühere Neuthal ist eines von vielen „erloschenen Dörfern“ im grenznahen Bereich. Nach der Vertreibung der deutschböhmischen Bevölkerung wurden diese, ab dem Jahr 1948, dem Erdboden gleichgemacht. Heute ist es eigentlich kein richtiger Ort, sondern besteht lediglich aus einer winzigen Bahnstation mit angeschlossenem Eisenbahnmuseum, einem Hotel und einigen kleinen Kiosken. Zahlreiche Grenzgänger nutzen hier die Gelegenheit, sich mit billigen Spirituosen und Zigaretten einzudecken, um anschließend mit ihrer „Beute“ wieder heimzukehren. Neben einem noch erhaltenen Abschnitt der ehemaligen Grenzsicherungsanlagen gabelt sich der asphaltierte Radweg in drei Richtungen. Nach rechts geht es in Richtung des Schwarzenberg-Schwemmkanals, der mittlere Weg führt entlang der kalten Moldau zum Lipno Stausee, und links zweigt der sogenannte „Iron-Curtain-Trail“ ab, der von der Barentsee bis an das Schwarze Meer führt und dabei dem Verlauf des früheren „Eisernen Vorhanges“ folgt. In Richtung Norden durchquert er das Herz des Sumava-Nationalparks – und das ist meine Richtung.

Faszinierende Einsamkeit

Da stehe ich nun und lausche. Dieses monotone Rauschen und das wogende Grün haben eine wahrhaft hypnotische Wirkung. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich mich so gründlich verfahren habe. Irgendwo zwischen Ceske Zleby (dt. Böhmisch Röhren) und Strazny (dt. Kuschwarda) muss ich eines der gelben Hinweisschilder übersehen haben oder falsch abgebogen sein. Kilometer um Kilometer bin ich immer tiefer in dieses Tal gefahren, fasziniert von einer unglaublichen Kulisse. Menschen habe ich schon seit Stunden nicht mehr gesehen. Unmittelbar vor mir verjüngt sich mein Weg zu einem schmalen Pfad, der sich wiederum in einer bodenlosen Feuchtwiese verliert. Vermutlich trennt mich nur ein schmaler Bergrücken von der richtigen Route. Aber an eine eventuelle Querfeldein-Abkürz-Option verschwende ich keinen Gedanken. Zu groß ist das Risiko, sich vollkommen zu verirren oder im hüfthohen Pfeifengras zwischen unzähligen Wasserläufen stecken zu bleiben. Ich füge mich in das Unausweichliche und fahre den Weg, den ich gekommen bin, wieder zurück.

Die tschechischen Grenzorte sind sich auf erschreckende Weise sehr ähnlich. Auch in Strazny, am deutschen Grenzübergang Philipsreut prägen Tankstellen, Spielcasinos, Erotik-Clubs und ein Vietnamesen-Markt das Ortsbild. Der Umstand, dass tagsüber kaum Menschen zu sehen sind, nährt meine Zweifel an deren wirtschaftlicher Rentabilität. Aber vermutlich boomt das Geschäft erst später am Abend und an den Wochenenden. Gleich nach dem „Ekstase-Club“ löst sich meine Route gottlob wieder von der Durchgangsstraße und begleitet fortan einen kleinen, munteren Bach. Durch lichten Wald windet sich der Weg mit einer moderaten Steigung dem zentralen Gebirgszug des Sumava-Nationalparks entgegen. Die immer weiter zusammenrückenden Höhenlinien auf meinem Navigationsgerät lassen jedoch erahnen, dass ich bald vorzugsweise die kleinen Gänge der Schaltung werde nutzen müssen. Aktuell fordert jedoch eine finstere Wolkenformation im Nordwesten meine volle Aufmerksamkeit. Alle Hoffnung darauf, dass diese an mir vorbeiziehen würde und ein Anlegen der Schutzbekleidung vermeidbar bliebe, zerschlägt sich mit dem unvermittelt einsetzenden Gewitterguss. Die folgenden Höhenmeter erklimme ich unter Vollschutz, begleitet diesmal durch das Rauschen des Regens. Während ich noch darüber sinniere, ob Weiterfahren oder Unterstellen die bessere Option wäre, weichen die Bäume unvermittelt zurück und geben den Blick frei auf die Hochfläche von Knizeci Plane. Das ehemalige Fürstenhut ist ebenfalls ein „erloschenes Dorf“ und wird heute nur noch durch eine Gedenktafel und das Gasthaus „Hajenka“ repräsentiert. Letzteres verfügt über einen rustikalen, kleinen Biergarten mit einem herrlichen Rundblick auf die umliegenden Gebirgszüge des Böhmerwaldes. Unter den ausladenden Kastanien und Sonnenschirmen suchen augenblicklich zahlreiche Radler in erster Linie Schutz vor den Gewitterfluten. Die Wartezeit auf besseres Wetter lässt sich hier durch ein Bier und einen „Hermelin“, das ist ein in Öl, Zwiebeln und Kräuter eingelegter Camembert, äußerst erträglich gestalten. Als der Regen aufhört und die Sonne wieder zwischen den Wolken hindurchspitzt, kommt allgemeine Unruhe auf. Wie auf ein geheimes Zeichen hin, rüsten sich alle Schutzsuchenden gleichzeitig wieder auf und sind wenig später in alle Himmelsrichtungen verschwunden. Es ist ein Phänomen, dem ich hier noch häufiger begegnen soll. Viele Tschechen sind begeisterte Mountainbiker, die den Böhmerwald und seine Schönheiten schon längst für sich entdeckt haben. Tourenradler wie ich bekommen diese Spezies unterwegs allerdings kaum zu Gesicht. Nur an den strategischen Knotenpunkten wie Wegegabelungen, Parkplätzen oder Gasthäusern findet sie sich in Gruppen zusammen, die dort rasten, sich orientieren oder einfach nur unterhalten. Man ruft sich ein freundliches „Ahoi“ zu und ist auf der folgenden Passage wieder vollkommen für sich.

Im Herzen des Böhmerwalds

Etwas unsicher darüber, ob es trocken bleiben wird, fahre ich in der Nässeschutzbekleidung weiter. Wer hat eigentlich behauptet, dass man in GORETEX- Klamotten nicht schwitzt? Bis ich mich die verbleibenden Höhenmeter bis nach Bucina (dt. Buchwald) hochgekämpft habe, bin ich nur noch von außen trocken. Hier auf dem Hauptkamm des Nationalparks habe ich mit etwa 1.200 Metern über N.N. den höchsten Punkt meiner Tour erreicht. Während meine Jacke über der hölzernen Einfriedung einer Natur-Campingwiese trocknet, genieße ich den atemberaubenden Panoramablick. Karel Klostermann, deutsch-tschechischer Dichter und ein Kenner des Böhmerwaldes (1848-1923) gelang eine ebenso treffende wie knappe Beschreibung: „Aber eines hat der Böhmerwald: er wirkt wie ein melancholisches Lied, das mächtig an unser Herz schlägt.“ Dem kann ich wirklich nichts hinzufügen.

Nach der Rast nimmt mich der dichte, grüne Wald wieder auf und gibt mich erst sieben Kilometer weiter und zweihundert Höhenmeter tiefer, in der Nähe der Ortschaft Kvilda, wieder frei. Das frühere Außergefild verdankt seine Existenz ursprünglich dem Goldsand, den die Bäche in diesem Hochtal mit sich führten. Später siedelten sich hier Glas- und Holzverarbeitende Betriebe an und ließen die Einwohnerzahl bis 1945 auf stattliche 1.100 anwachsen. Nach der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung und der Isolation durch die grenznahe Lage, versank der Ort in der Bedeutungslosigkeit. Heute ist die 170-Seelen-Gemeinde am „Goldenen Steig“ auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen. Gasthäuser, Hotels und Souvenirläden prägen den Ortskern und zahlreiche Hinweisschilder weisen den Weg zu Skiliften und Loipen. Ein zusätzlicher Publikumsmagnet ist die nahe Moldauquelle, die Kvilda zum Thema der sinfonischen Dichtung „Die Moldau“ von Friedrich Smetana machte.

Es überrascht mich nicht, dass es nun wieder bergauf geht. Der Böhmerwald macht sich einen Spaß daraus, denjenigen der ihn durchqueren möchte, körperlich ordentlich ranzunehmen. Meine Sumava-Route orientiert sich auf diesem Teilstück an einer kaum befahrenen Landstraße, die allerdings in einem erbarmungswürdig schlechten Zustand ist. Ordentlich durchgerüttelt erreiche ich Modrava (dt. Mader), einen winzigen Flecken, dessen Gastronomie erwartungsvoll nach Touristen Ausschau hält. Viel gibt es hier nicht zu sehen, und so stürze ich mich das tief eingeschnittene Tal der Vydra hinunter. Nach wenigen Kilometern passiere ich Antygl (dt. Antiglhütte). Der frühere Standort einer Glashütte hält für Reisende einen der in dieser Region eher seltenen Campingplätze bereit. Gerne wäre ich dem rauschenden Bergflüsschen noch weiter gefolgt, aber mein Weg macht hier eine scharfe Kurve und führt – natürlich wieder bergauf – Richtung Norden. Nach einer serpentinenreichen Passage erkläre ich Srni (dt. Rehberg) zum Tagesziel. Das Hotel Sumava versprüht den postsozialistischen Charme eines FDGB-Ferienheimes, ist aber alternativlos. Außerdem muss ich mich mit den eigenartigen Öffnungszeiten der hiesigen Gastronomie abfinden. Ab 17:00 Uhr sind die ortsansässigen Restaurants geschlossen. So bleibt nur das hoteleigene Abendbuffet, das mir allerdings ein mühsames Übersetzen von Speisekarten erspart.

Das Finale kommt zu schnell

„Zelezna Ruda 37 Kilometer“ steht auf dem gelben Schild, das den Einstieg zu meiner heutigen Etappe auf der Sumava-Route 33 markiert. Es gäbe landschaftlich noch reizvollere Optionen, doch die nähmen keinerlei Rücksicht auf meine malträtierte Beinmuskulatur. Nach einem wahrhaft sanften Anstieg durch das Srni-Hochtal weicht der Weg geschickt den herandrängenden Bergen aus. Schattenspendender Wald begleitet mich bis Prasily (dt. Stubenbach). Ab hier übernimmt ein kleiner Fluss die Regie und öffnet ein langgezogenes, von Feuchtwiesen durchzogenes Tal. Hölzerne Brücken überqueren mäandernde Wasserläufe, und wären da nicht die kleinen gelben Hinweisschilder, könnte man sich hier wieder trefflich verfahren. Es radelt sich so leicht durch diese abwechslungsreiche Landschaft, dass ich fast enttäuscht bin, als eine Wegegabelung eine Richtungsänderung fordert. Die Route 33 wird ab sofort zu einem asphaltierten Radweg, der treu dem Verlauf einer kleinen Regionalstraße folgt. Dieser Abschnitt, der im Winter auch als Langlauf-Loipe genutzt wird, gehört zu einem von der Europäischen Union und Bayern mitfinanzierten Projekt. Im Böhmerwald gibt es viele Beispiele für eine grenzübergreifende Zusammenarbeit. Dazu gehören, neben zahlreichen kulturellen Vorhaben, insbesondere die Bemühungen, die Nachkriegszeit und die damit verbundene Vertreibung der deutschen Bevölkerung aufzuarbeiten. So wurden zum Beispiel die Fundamente einiger „erloschener Dörfer“ wieder freigelegt und zum Teil restauriert. Mit anschaulichen Informationstafeln und alten Fotografien wird heute vielerorts an eine abrupt beendete dörfliche Gemeinschaft erinnert.

Nach dem Flecken Nova Hurka (dt. Neuhurkental), der fast ausschließlich aus hölzernen Ferienhäusern zu bestehen scheint, ändert sich das Landschaftsbild. Ein eher gleichförmiger Baumbestand reflektiert die wirtschaftliche Nutzung der umliegenden Wälder. Die Straße strebt schnurgerade dem Horizont zu. Eine monotone Abfolge von Steigung und Gefälle erinnert etwas an einen kanadischen Highway und vermittelt den Eindruck, nicht wirklich vorwärts zu kommen. Diesmal ist es fast eine Erlösung, als die Wegweisung nach Zelezna Ruda (dt. Markt Eisenstein) eine Kursänderung verlangt. Ich rolle jetzt zwar auf einer Schnellstraße, diesmal aber ohne jede körperliche Anstrengung, bergab. Nach wenigen Kilometern rasanter Fahrt erreiche ich den tschechischen Grenzort, der den gleichen traurigen Anblick bietet, wie alle anderen auch. Die triste Ansammlung von Spielcasinos, Märkten und Tankstellen reizt nicht zum Verweilen, und so starte ich durch in Richtung der nahen Grenze. Früher als ich erwartet hätte, erreiche ich mein Ziel, den Bahnhof von Bayerisch Eisenstein. Wäre es vielleicht doch besser gewesen, ab Prasily die längere und anspruchsvollere Route mitten durch den grenznahen Wald zu nehmen? Als ich vom Fahrrad steige höre ich das Rauschen wieder, aber diesmal ist es dem Straßenverkehr geschuldet. Das grüne Rauschen des Böhmerwaldes, das mich die letzten Tage begleitet hat – es fehlt mir jetzt schon.

Böhmerwald und der Nationalpark Sumava

Der Böhmerwald (tschechisch Sumava) ist ein Gebirgszug, der sich etwa 120 Kilometer entlang der tschechisch-deutsch-österreichischen Grenze hinzieht. Tief in seinem Inneren beherbergt er den größten Nationalpark der Tschechischen Republik, den Nationalpark Sumava (dt. die Rauschende). Gemeinsam mit dem Nationalpark Bayerischer Wald bildet er die größte zusammenhängende und geschützte Waldfläche Zentraleuropas. Vom Lipno-Stausee im Süden bis zur Europastraße 53 im Norden (die E53 verbindet Pilsen mit München) dehnt sich eine weitgehend unberührte, zumeist dicht bewaldete Mittelgebirgslandschaft. Die ehemalige Grenzlage am östlichen Rand des sogenannten Ostblocks und die damit einhergehende dünne Besiedelung bewahrten eine der ökologisch wertvollsten Regionen im Böhmerwald weitgehend vor menschlichem Zugriff. Insbesondere die urwaldähnlichen Gebiete, die von zahlreichen Hochmooren durchsetzt sind, bieten ideale Rückzugsgebiete für viele, hierzulande seltene Tierarten wie Luchs und Elch. Die touristische Infrastruktur ist eher spärlich und überwiegend auf den Wintersport fokussiert. Für Radwanderer ist der grenzübergreifende Nationalpark-Radweg eine Möglichkeit, zumindest den südlichen Sumava-Nationalpark kennenzulernen. Für ein intensiveres Erlebnis ist zu empfehlen, sich eine Route individuell zusammenstellen. Erst die Kombination verschiedener Wander- und Radwege sowie beherzte Abstecher in abgelegene Hochtäler erlaubt das Eintauchen in eine der faszinierendsten Landschaften Europas.

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