Strom aus der Tasche

Strom aus der Tasche

Unterstützung für die bordeigene Solaranlage

Die Unabhängigkeit von fester Infrastruktur ist für „Freihsteher“ ein hohes Gut. Es ist einfach schön, wenn die Suche nach einem geeigneten Stellplatz nicht durch die Notwendigkeit eines festen Stromanschlusses beeinträchtigt wird. Aber – was tun, wenn die installierte Batteriekapazität nicht ausreicht oder das Solarpanel auf dem Dach nicht ausreichend Nachschub liefern kann. Das wird regelmäßig dann der Fall sein, wenn E-Bike Akkus geladen werden sollen oder bei sommerlicher Hitze ein Schattenplatz zwar angenehme Temperaturen verheißt, den Solarzellen auf dem Dach allerdings wenig Nahrung liefert. Wir decken unseren zusätzlichen Strombedarf seit neuestem aus einer Tasche.

Der Kostenvoranschlag über die Installation eines zusätzlichen Solarpanels auf dem Dach unseres Kastenwagens trieb mir die Schweißperlen auf die Stirn. Außerdem machte mir der beratende Elektriker keine Hoffnung darauf, dass anschließend meine Probleme gelöst wären. „Steht ihr im Schatten liefern zwei Paneele auch nicht mehr und bei schlechtem Wetter sieht´s ähnlich mau aus“. War das der Todesstoß für unser solares Ausbauvorhaben?

Rettung verhieß eine flache Tasche mit den Ausmaßen eines großen Zeichenblocks. In deren Inneren verbergen sich drei Solarpaneele, die nach ihrer Entfaltung in etwa so viel Strom liefern können, wie das festmontierte Modul auf dem Fahrzeugdach. In der Praxis liefert es sogar mehr, weil es stets optimal ausgerichtet werden kann. In dem bestellten Set wird neben den erforderlichen Anschlusskabeln auch ein besonders effizienter MPPT Laderegler mitgeliefert. Über Bluetooth lassen sich bei diesem Gerät zudem alle Informationen über Ladeleistung der Solarmodule und Ladungszustand der Bordbatterien abrufen. Die zusätzliche Investition in einen Einbaurahmen für Anderson-Steckverbinder (Abb. unten rechts) und fünf Meter Verlängerungskabel sichert ein bequemes Anstecken sowie ausreichend Reichweite.

Mit einem gewissen Grundverständnis für Elektrik ist die Montage und das Verkabeln der einzelnen Komponenten keine „Raketenwissenschaft“. Ausschließlich humanistisch Gebildete finden Unterstützung beim KFz-Elektriker ihres Vertrauens (auch ich habe mir entsprechenden Rat geholt).

Den ersten Praxistest ermöglichte eine Fahrradtour entlang der deutsch-tschechischen Grenze. Die Route durch das Vogtland und Erzgebirge verlangte den Akkus einiges ab. Dennoch konnte deren Stromhunger über die gesamte Distanz ausschließlich mit Sonnenenergie gestillt werden. Auch bei bewölktem Himmel dauerte es mit meinem 12 Volt-Ladegerät, bei 2,5 Ampère Ladestrom, maximal vier Stunden, die verbrauchte Energie wieder zu ersetzen.

Sonnenuntergang im Erzgebirge

Mein abschließendes Fazit fällt überwiegend positiv aus. Dabei beziehe ich mich auf das Konzept der faltbaren Solarmodule und nicht auf ein bestimmtes Produkt. Die Tasche kann eine fest verbaute Solaranlage wirkungsvoll unterstützen und lässt bei hohen Temperaturen die Auswahl eines schattigen Stellplatzes zu, ohne auf Sonnenenergie verzichten zu müssen. Von Nachteil ist allerdings, dass man das mobile Solarmodul in den meisten Fällen nicht unbeaufsichtigt stehen lassen kann. Es ließe sich zwar auch hinter der Windschutzscheibe platzieren, büßt aber dort doch einiges an Effizienz ein. Auch bei durchweg schlechtem Wetter dürfte ein gelegentlicher Stopp an einer stromführenden Steckdose letztendlich unvermeidlich sein.

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