
Extremadura
Das spanische Pendant zum Alentejo?
Ich nehme die Antwort vorweg: die autonome spanische Provinz Extremadura (steht für: Extremos del Duero: Jenseits des Flusses Duero) ist definitiv nicht das spanische Gegenstück zum portugiesischen Alentejo. Die Vegetation mag ähnlich sein, aber der Charakter der Landschaft ist anders. Zudem ist es hier bergiger. Die Region wirkt weniger ärmlich und – die Straßen sind definitiv besser.
Gleich nach dem Grenzübertritt wechsle ich von der ruppigen Landstraße auf die Autobahn, denn die ist in Spanien, bis auf wenige Ausnahmen, mautfrei. Auf diese Weise komme ich zügig in die Hauptstadt der Extremadura, Merida. „Emerita Augusta“, wie es vor 2.000 Jahren noch hieß, war die Hauptstadt der römischen Provinz Lusitania. Die Stadt hatte zu ihrer Blütezeit 50.000 Einwohner, heute sind es nur noch 40.000. Auf der Durchreise an Merida vorbeizufahren, wäre unverzeihlich. Zu imposant sind die Zeugnisse der römischen Kultur, allen voran das Forum, das römische Theater, die Arena und die Römerbrücke über den Fluß Guidiana. Und wer denkt, er oder sie habe etwas ähnliches bereits in Italien oder in der Türkei gesehen, dem sei gesagt, dass die Baudenkmäler von Merida den weltweit besten Bauzustand haben.
Extremadura, das sind aber nicht nur historische Stätten, die als UNESCO-Weltkulturerbe klassifiziert sind. Es sind auch phantastische Landschaften mit einer faszinierenden Tierwelt. Nordöstlich von Cáceres liegt am Zusammenfluss von Tajo (Tejo) und Tiétar der Nationalpark „Monfragüe“, mit der weltweit größten Mönchsgeier-Population. Außerdem ist hier auch der iberische Kaiseradler heimisch.
Von meinem Stellplatz in Serrrejón mache ich mich mit der Vespa zu einer Rundfahrt durch den Nationalpark auf. Es ist ziemlich kalt und ich muss fast bis mittags warten, bis die Temperaturen „Rollertauglich“ sind. Schon während der Anfahrt kreisen über mir die Geier. Es wirkt fast so, als ob die majestätischen Vögel die winterliche Ruhe genießen würden. Es ist wirklich nichts los um diese Jahreszeit. Kaum ein Fahrzeug begegnet mir auf meiner Tour. Selbst in Villareal de San Carlos, dem Tourismus-Zentrum, stehen nur einige wenige Fahrzeuge. Von meinem Aussichtspunkt neben der Ranger-Station kann ich in jeder Richtung Geier und Adler ausmachen, die sich im Aufwind kreisend emporschrauben. Es ist ein unvergesslicher Anblick, den ich fortan mit der Extremadura verbinden werde.