Zu Gast bei Freunden
Erfahrungen mit den Stellplatzführern von „France Passion“ und „Landvergnügen“
Die Idee ist ebenso simpel wie genial. Eine geringe Jahresgebühr öffnet ein Portal zu einer Camperwelt mit einfachen Regeln: Eine kostenfreie Übernachtung bei zumeist landwirtschaftlichen Betrieben – manchmal sogar mit Zugang zu Strom, Wasser und WC. Im Gegenzug freuen sich die Gastgeber über ein Interesse an ihren Erzeugnissen und profitieren gegebenenfalls von der Kauflaune ihrer Gäste. Eine klassische Win-Win-Situation. „France Passion“ aus dem südfranzösischen Carpentras war der Pionier auf diesem Gebiet. Mittlerweile finden sich aber in vielen europäischen Ländern Nachahmer. Ist dieses Konzept eine Alternative zu den „Übernachtungsklassikern“ auf Camping- und Stellplätzen? Und was unterscheidet das französische Original von der deutschen Kopie?
Den ersten Stellplatzführer von „France Passion“ hatten wir auf unserer Bretagne-Reise vor sechs Jahren dabei. Seitdem war er uns auf unseren Touren in Frankreich stets ein treuer Begleiter. Immer dann, wenn das dichte Netz der „Municipal“, der kommunalen Stellplätze, doch einmal Lücken aufwies, fand sich schnell ein Platz auf einem Bauernhof, einer Parfümerie, einer Käserei oder bei einem Winzer. Auch beim „Weingut-Hopping“ im Elsass leistete der französische Katalog gute Dienste.
Während der Pandemiejahre erschlossen wir uns Deutschland als attraktives Reiseland. So war es nur folgerichtig, auch hier den Stellplatzführer von „Landvergnügen“ auszuprobieren. Das Konzept der kostenfreien Einmal-Übernachtung und die Verhaltensregeln vor Ort wurde eins-zu-eins vom französischen Marktführer übernommen. Beide Anbieter dürfen mit idyllisch gelegenen Stellplätzen und hilfsbereiten, freundlichen Gastgebern werben. Die Aufnahmekapazität der teilnehmenden Betriebe ist meist begrenzt – ein erholsamer Aufenthalt ist so gesichert. Die Datenbanken lassen sich mittels einer App oder der etwas umständlichen Katalogsuche nutzen. Eine große Umstellung war somit nicht erforderlich.
Ein erster Blick in die Kataloge offenbart allerdings einen deutlichen Unterschied. „Landvergnügen“ listet in seiner aktuellen Ausgabe etwa eintausend Gastgeber. Bei „France Passion“ sind es zweimal soviel. Und mit Ausnahme von Korsika sind die Übernachtungsangebote in unserem Nachbarland nahezu flächendeckend. In Deutschland hingegen gibt es doch einige „weiße Flecken“. Insbesondere in den östlichen Bundesländern ist das Angebote eher spärlich.
Ein weiterer Unterschied: Die Gastgeber hierzulande wünschen grundsätzlich eine telefonische Voranmeldung. Eine Gewähr, dass bei Anreise tatsächlich ein Quartier zur Verfügung steht, bietet das leider nicht immer. Gleich bei unserer ersten Übernachtung waren alle Stellplätze belegt. Die Gastgeber waren auf verschiedenen Online-Plattformen präsent – ein Umstand, der in der Folge zu einer Überbuchung führte. In einem anderen Fall war es schlicht unmöglich, jemanden unter der angegebenen Telefonnummer zu erreichen (Handy-Akku war leer). Bei unserer Ankunft wurden wir recht unfreundlich empfangen. Ein Stellplatz, den wir nur unter großen Schwierigkeiten finden konnten, entpuppte sich als unbefahrbarer Acker. Das alles sind sicherlich nur „Ausreißer“ nach unten.
In Frankreich hingegen ist es durchaus üblich, ohne Voranmeldung anzureisen. Man verschafft sich zunächst einen Eindruck und erkundigt sich dann nach einem Platz für die Nacht. Das war immer unproblematisch und in keinem einzigen Fall wurden wir fortgeschickt. Das mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass die Plätze bei „France Passion“ nirgendwo anders – auch nicht bei „Park4Night“ – gelistet sind.
Unser Fazit: Wir werden bei Frankreich-Reisen auch künftig „France Passion“ die Treue halten. Das Platzangebot ist groß, das Verfahren unkompliziert. Das deutsche Pendant „Landvergnügen“ bietet ebenfalls wunderschöne Stellplätze bei freundlichen Gastgebern. Allerdings ist das Angebot noch vergleichsweise lückenhaft. Das größte Manko ist jedoch, dass „Landvergnügen“ die Plätze nicht exklusiv vermarktet. Durch die Gastgeberauftritte auf weiteren Internetplattformen kann es deshalb zu Problemen bei der Reservierung kommen. Dieses Problem müsste sich eigentlich ganz leicht lösen lassen. Wenn dann zusätzlich die Anzahl der teilnehmenden Betriebe weiter anwachsen würde – ja dann kämen Camper bei Reisen in Deutschland kaum noch an „Landvergnügen“ vorbei.